Sie schlängeln sich durch Felsspalten, blicken mit starrem Blick aus Höhlen und wirken mit ihren ständig geöffneten Mäulern einschüchternd – Muränen sind faszinierende Fische, die beim Tauchen im Roten Meer fast schon zum Standard-Erlebnis gehören. Doch was viele für gefährliche Raubtiere halten, sind in Wahrheit scheue, aber unglaublich spannende Rifffische.
Allgemeine Informationen
Wissenschaftlicher Name: Familie Muraenidae
Arten weltweit: Über 200
Größe: Von 30 cm bis über 3 Meter (z. B. Riesenmuräne) diese ist dann so dick wie ein Autoreifen im Querschnitt!

Lebensraum: Riffe, Höhlen, Spalten – meist versteckt und stationär
Aktivität: Meist nachtaktiv, einige Arten auch tagaktiv
Bekannte Arten im Roten Meer
Riesenmuräne (Gymnothorax javanicus)
Bis zu 3 Meter lang und über 30 kg schwer
Olivgrün mit dunklem Leopardenmuster
Die häufigste große Muräne im Roten Meer
Netzmuräne (Gymnothorax favagineus)
Auch „Leopardenmuräne“ genannt
Hell mit markantem schwarzem Wabenmuster
Seltener, aber spektakulär – vor allem in Süd-Ägypten
Zebra-Muräne (Gymnomuraena zebra)
Kleinere Art mit schwarz-weißem Streifenmuster
Ernährt sich von Krustentieren – ungefährlich und scheu
Typisches Verhalten
Muränen leben meist zurückgezogen in Felsen, Riffhöhlen oder Korallenstrukturen. Nur der Kopf schaut oft heraus. Taucher beobachten sie oft mit geöffnetem Maul – das ist kein Drohgebärde, sondern Teil ihrer Atmung: Muränen haben keine Kiemendeckel und pumpen Wasser aktiv durchs Maul über die Kiemen.
Sie sind territorial und kehren immer wieder in dieselbe Höhle zurück. Oft leben dort sogar Putzergarnelen oder Putzerfische, die mit der Muräne in Symbiose stehen.

Nahrung & Jagdverhalten
Muränen sind Fleischfresser, die Fische, Tintenfische und Krebse jagen.
Muränen sind Lauerjäger – sie beißen blitzschnell zu, packen die Beute mit ihren kräftigen Kiefern und ziehen sie rückwärts in die Höhle.
Die meisten Muränen besitzen einen zweiten „Rachen-Kiefer“ im Hals, der die Beute ins Maul zieht. Entkommen unmöglich!
Sind Muränen gefährlich?
Bedingt; Muränen gelten als nicht aggressiv – aber:
Sie beißen, wenn sie sich bedroht fühlen (z. B. durch zu nahes Herantauchen oder Fütterung)
.
Ihre Bisse sind sehr kräftig, da sie keine Schneidezähne, sondern greifende Fangzähne besitzen. Oft reißen sie große Stücke aus ihrer Beute und drehen sich dabei um die eigene Achse. Ich kenne einen Taucher, der so Teile seiner Hand verloren hat.
In der Vergangenheit kam es zu Unfällen, meist durch falsches Verhalten von Menschen – z. B. Fütterung mit der Hand
Regel für Taucher:
Nicht füttern, nicht anfassen, Abstand halten – und dann sind Muränen absolut ungefährlich und wunderbare Beobachtungsobjekte. Man kann von ihnen ganz gut Fotos machen, wenn auch best nur vom Kopf oder dem Schwanz, da sie meistens in ihren Höhlen lauern.
Mythen & Realität
Mythos: „Muränen beißen Taucher grundlos“
Fakt: Sie beißen nur in Panik oder durch provoziertes Verhalten.
Mythos: „Muränen sind Aasfresser“
Fakt: Sie sind Jäger – viele Arten nehmen kein Aas an.
Tauchtipps für Muränenbeobachtung
Langsam und ruhig nähern
Nicht blitzen, um das Tier nicht zu stressen
Am besten früh morgens oder bei Dämmerung
Faszinierende Symbiose: Muräne & Putzergarnele
Ein Highlight für Makro-Fans: Muränen lassen sich häufig von Putzergarnelen oder Putzerlippfischen reinigen – sogar direkt aus dem Maul. Dieses Zusammenspiel ist ein perfektes Beispiel für Symbiose im Riff und zeigt, wie faszinierend und friedlich diese Tiere wirklich sind.
Fazit: Der Ruf ist schlimmer als das Tier
Muränen sind keine Monster – sie sind wichtige Jäger im Ökosystem, beeindruckend anpassungsfähig und voller Charakter. Wer mit Respekt begegnet, kann beim Tauchen unvergessliche Begegnungen erleben. Sie gehören zu den unterschätzten Stars des Roten Meeres. Man muss nur mal genau hinschauen.


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