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weil Tauchschule im Webinar genannt wird und die Tauchschule im Beitrag genannt wird. Ich habe vor knapp zwei Wochen ein Webinar über das versunkene kleinst U-Boot vor Fehmarn gehalten. Wer sich das ansehen will :
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Der Seehund (Typ XXVII B, später „127“) war eine Serie deutscher Kleinst-U-Boote mit zwei Mann Besatzung aus dem letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs und stellte eine Weiterentwicklung des Kleinst-U-Bootes „Hecht“ dar.
Dieses Zeigte sich vor allem in der Bewaffnung (+1 Torpedo), der Reichweite (über 3x größer) und der Geschwindigkeit (etwa 2 kn schneller)
Geschichte der K-Verbände
Ab den späten 1930er Jahren entwickelte die japanische Marine verschiedene Kleinkampfmittel, von denen einige Kleinst-U-Boote beim Angriff auf Pearl Harbor eingesetzt wurden.
Die ersten europäischen maritimen K-Verbände wurden von Italien im Frühjahr 1941 aufgestellt. Im Frühjahr 1942 hatte die britische Marine eigene Kleinkampfmittel entwickelt. Sie orientierte sich dabei an erbeuteten Kleinst-U-Booten der Italiener. Der Erfolg der Briten gegen die „Tirpitz“ sorgte dann für die deutschen Entwicklungen.
Die „Tirpitz“ wurde von Kleinst-U-Booten stark beschädigt, was dutzende Luftangriffe zuvor nicht schafften.
Am 20 April (!) 1944 begann die deutsche Kriegsmarine mit der Aufstellung der K-Verbände. Man orientierte sich dabei jedoch nicht an den Verbänden des Achsenpartners Italien, sondern an den britischen Entwicklungen, welche als effektiver als die italienischen erachtet wurden.
Befehlshaber
Chef der K-Mittel war Vizeadmiral Hellmuth Heye, der eine Verlustrate von 30:1 als angemessen hielt. Zuletzt schlug er Großadmiral Karl Dönitz (BDU und Oberbefehlshaber der Marine) vor, einsatzunfähige (nicht tauchfähig) U-Boote mit Sprengstoff zu beladen und von ihren Besatzungen in lohnende Ziele steuern zu lassen (Selbstopfermänner).
Die Einsatz Verluste standen in keinem Verhältnis zum taktischen Erfolg. Die Führung hat gerade in den letzten Monaten des Krieges unzählige junge Männer verheizt. Genaue (menschliche) Verlustzahlen sind leider nicht bekannt, da viele Unterlagen bei Kriegsende vernichtet wurden.
Geschätzte Truppenstärke der K-Verbände
Die Gesamtstärke der K-Verbände lag bei etwa 10.000 Mann . Davon waren circa 2.500 Steuermänner, von denen wiederum etwa 250 Steuermänner bei den Seehunden waren. Andere Quellen beziffern die Personalstärke der K-Verbände zum Kriegsende mit ca. 16.000 Mann.
K-Verbände wurden größtenteils unter Menschenverachtender Art und Weise eingesetzt.
Daher ergaben sich verheerende Verluste bei deren Einsätzen
Lehrkommando 300
Jeder K-Verband hatte seine eigenen Lehrkommandos mit einer entsprechenden Kennzahl.
Das sogenannte Lehrkommando 300 war ein reines „Seehund“ Kommando.
Es gab (zumindest auf dem Papier)
3 Flottillen in diesen Lehrkommando 300. Das waren 311,312 und 313(nie aufgestellt) Dem „Biber“ unterstand LK 250, den Sprengbooten LK 200.
K-Verbände und Seehund Stützpunkte
Das Lehrkommando 300 in Neustadt in Holstein war für die Zweimann-U-Boote der Typen „Hecht“ und „Seehund“ zuständig.
Für die Bereitstellung und ggf. erforderliche Reparaturen der „Seehunde“, die ausschließlich von dem niederländischen Hafen Ijmuiden aus eingesetzt wurden, hatte der K-Stützpunkt Wilhelmshaven schon von seiner geografischen Lage (Tiefseehafen) wie auch von der vorhandenen Logistik her eine entscheidende Bedeutung. Die K-Flottille 312 war in Ijmuiden stationiert.
Was über den Seehund vor Fehmarn bekannt ist
Der Seehund gehörte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum K-Verband 300 in Neustadt, das ist anzunehmen, da der Seehund keine Kampfmittel trägt (Torpedos) und in der Ostsee nur ausgebildet wurde.
Er liegt auf ca. 8 Meter tiefe auf der Steuerboard Seite und ist wahrscheinlich selbstversenkt worden, da man nur ein kleines Loch im Rumpf sieht. Das war zum Ende des Krieges gang und gäbe, damit der Feind nicht in Besitz des Bootes kommt. Oft wurden Handgranaten oder Sprengsätze dafür verwendet.
Der Seehund ist also kein Kriegsgrab!
Das Boot ist fast vollständig erhalten, nur die Torpedos und das Periskop fehlen. Nach über 70 Jahren auf dem Meeresgrund ist es natürlich gut bewachsen, aber erkennbar. Eine Turmkennzeichnung ist nicht erkennbar und daher kann man das Boot leider keinem Kommandanten zuordnen. Aber nicht jedes Boot hatte eine Turmnummer und die Besatzungslisten sind sehr lückenhaft geführt worden.
Technik
Der Seehund bot eine gute Seetüchtigkeit sowie Manövrierbarkeit und konnte mit dem Dieselantrieb ein schnelles Tauchen durchführen.
Ausgelegt war das Boot für 30 m Tauchtiefe, erreicht wurden im Einsatz bis zu 70 m.
Die normale Reichweite von 270 sm (500 km) konnte durch Mitnahme von externen Treibstoffbehältern auf 500 sm(926 km) gesteigert werden.
Die Navigation erfolgte mit zwei Kompassen, der Horcheinrichtung oder dem Sehrohr. Funk gab es nicht, was die „Rudeltaktik“ unmöglich machte.
Technische Daten
Diesel-Motor:
44 kW (60 PS), 1400/min, 6-Zylinder-Lkw-Motor Büssing
Tankvolumen 500 Liter Diesel
E-Maschinen:
Generator 11 kW, Fahrmotor 18 kW, 1040/min, (90 V) AEG-E-Motor
Batterie:
8 Tröge
Kapazität max. 1600 Ah
Reichweite E-Maschine:
15 sm bei 6 kn / 60 sm bei 2,2 kn
Reichweite Diesel:
270 sm bei 7,7 kn
Atemluft:
45 Minuten für 2 Mann
Sonar und Funk
Hinter dem Decknamen „Hase“ wurde ein aktives Ortungsgerät, das nur für die Seehunde vorgesehen war entwickelt. Als geplante Arbeitsweise waren 30kHz- bzw. 80 kHz-Impulse vorgesehen, die von einer automatisch um +/- 120° schwenkbaren Basis in der schalldurchlässig verkleideten und durchfluteten Bugsektion ausgesendet worden wären. Hersteller sollte der ATLAS-Ausweichbetrieb Gnadenfrei in Schlesien werden. Es wurde jedoch kein Gerät mehr gebaut. Funkgeräte wurden nicht verbaut, waren aber auch in Planung.
Bewaffnung
2 × Torpedo G7e ∅ 53,3 cm und ca. 7 m Länge, mit 260 KG Schießwolle bestückt, ungelenkt aber Gyroskopisch stabilisiert, wobei Geschwindigkeiten bis zu 44kn möglich waren!
Restbestände der deutschen G-7-Torpedos wurden aber nach dem Krieg noch bis in die 1960er Jahre verwendet, neben der Bundesmarine auch von Norwegen und Dänemark.
Bei Schießwolle handelt es sich um eine gießbare Mischung aus 67 % Trinitrotoluol (TNT), 8 % Hexanitrodiphenylamin und 25 % Aluminium
Torpedoversuchsanstalten (TVA) und Torpedoerprobungskommando (TEK)
1934 wurde die TVA Eckernförde Nord (heute Marinestützpunkt Eckernförde und WTD 71 Nord) gebaut, es folgte 1938 die TVA Ost in Surendorf (die man auch betauchen kann) und es gab die TVA in Gotenhafen (war für die Luftwaffe zuständig)
In Konkurrenz gab es das Torpedoerprobungskommando (TEK)
Diese Konkurrenz hat dazu geführt des es 1940 zu der sogenannten Torpedokrise Kam, als vor allem während der Invasion in Norwegen (Unternehmen Weserübung) viele U-Bootangriffe auf Schiffe misslangen weil die G7-Torpedos versagten.
Die erst nach längerem Untersuchungen aufgefundenen und später abgestellten Fehler in den Torpedos waren hauptsächlich unzureichende Erprobungen, mangelnde Zusammenarbeit und austauschen von Erfahrungen durch die TEK und TVAs.
Der Torpedo G7E
Für den Torpedo mit der Bezeichnung G7e geführten sollten Abmessungen, Steuereinheit und Gefechtskopf des schon fortgeschrittenen G 7a verwendet werden. Er sollte nun 30 kn auf 3000 m erreichen.
Die Produktion von G 7e für die deutsche Kriegsmarine begann 1936. Diese Torpedos erhielten im Unterschied zum G 7a jedoch weiterhin Woolwich-Schwanzflossen, die im Unterwasserschuss keine Probleme bereiteten. Der Torpedo erreichte 30 kn auf 5000 m.
Bei der Erprobung der ersten Serientorpedos fiel bereits Ende 1936 auf, dass die Torpedos zu tief liefen. Dies wurde durch eine veränderte Tiefenfeder kompensiert. Die eigentliche Ursache wurde jedoch nicht erkannt und auch damit den Problemen des Jahres 1940 der Weg geebnet. Dieses Problem lag in den modernen Magnetzündern.
Die Bezeichnung „E“ stand für elektrisch.
Typen des G7 Torpedos
G stand für Kaliber 533mm / 7 für die Länge von (gerundet) 7m. / Der angehängte Kleinbuchstabe für die Antriebsart:
(a) Druckluftantrieb bzw. Dampfgasantrieb
(e) Elektroantrieb mit Bleiakkumulatoren
(d) Elektroantrieb mit Magnesium-Kohlenstoff-Batterien
(u) Walter-Antrieb mit unter Hochdruck stehendem Sauerstoff
(p) Walter-Antrieb mit unter Hochdruck stehendem Wasserdampf
(r) Walter-Strahlantrieb
Zusätzlich verwendeter Kleinbuchstabe:
(s) Akustische Eigenlenkung (Sonar)
(t) Walter-Antrieb als Turbine
(k) Walter-Antrieb als Kolbenmotor
(w) und (i) Torpedos italienischen Typs
Werften des Seehundes
Bis zum Kriegsende wurden 285 Exemplare des Seehunds fertiggestellt, 93 Boote lagen noch unfertig in den Produktionshallen
Gebaut wurden die Boote u.a. in:
Lübeck
Bremen
Kiel
Einsätze
Aufgrund der schmalen Silhouette und der leisen E-Maschinen war das Boot mit den damaligen Ortungsgeräten nur schwer zu entdecken. Die Boote operierten hauptsächlich in der Deutschen Bucht und im Ärmelkanal. Die Einsatzfahrten dauerten bis zu sieben Tage.
Der erste Einsatz erfolgte am 31. Dezember 1944 von den 18 Booten kehrten nur zwei zurück, die anderen sanken in einem schweren Sturm. Die erste Versenkung eines Frachters bei Great Yarmouth gelang im Februar 1945. Die Seehunde griffen hauptsächlich den Schiffsverkehr zwischen der Themse und der Schelde an. Die letzten Einsätze dienten der Versorgung der in Dunkerque eingeschlossenen deutschen Truppen; anstatt Torpedos wurden Lebensmittel transportiert. Sogenannte Butter Torpedos.
Auswirkungen auf den Menschen
Die konstruktionsbedingte Enge führte dazu, dass diese schon bei den Erprobungsfahrten ernste psychische Probleme wie Klaustrophobie und Panikattacken zeigten. Hinzu kam, das es aufgrund von Platzmangel keine Toilette gab.
Bei schlechtem Wetter oder langen Einsätzen herrschten deswegen extreme hygienische Verhältnisse.
Die Besatzungen durchliefen eine harte Ausbildung, um sie abzuhärten. Ihr Trainingsalltag bestand morgens aus einem 10.000-Meter-Lauf, gefolgt von Nahkampfübungen oder Nachtmärschen über 30 km. Die Einsatzvorbereitung umfasste auch Sitzübungen in den K-Mitteln, die bis zu 20 Stunden dauerten.
Den physischen Problemen der Piloten begegnete man mit der „D-IX“-Tablette (Drogenmix von Oxycodon, Kokain und Methamphetamin (Pervitin)). Spätere Seehund-Besatzungen, bekamen auch pures Pervitin beziehungsweise das identische Isophan. Nebenwirkungen waren in jedem Fall starke Halluzinationen und Drogensucht.
Bilanz der Seehunde
Die Seehunde hatten im Holländischem Raum ca. 142 Einsätze durchgeführt. Dabei vernichteten sie zwischen 93000 und 120000 BRT Schiffsraum. 35 Seehunde gingen dabei verloren.
Sie waren zwar der Erfolgreichste K-Verband, aber nicht im geringsten Kriegsbeeinflussend. Es wurden nur einige Begleitschiffe gebunden, die andernorts fehlten.
Da der Enigma Code jedoch schon längst entschlüsselt wurde und die regulären U-Boote kaum noch zum Angriff kamen, war auch das bedeutungslos. Die eigenen Verluste waren sehr hoch und taktisch sowie ethisch nicht zu rechtfertigen.
Allgemeine Feinde der K-Verbände
Größter Feind aller Streitkräfte, war die Entschlüsselung des Enigma-Codes. Dadurch wussten die Alliierten immer den ungefähren Einsatzort und hatten dementsprechende Kräfte vor Ort
Alliierte Luftüberlegenheit war ein weiterer großer Nachteil, weil sehr oft getaucht werden musste, um der Aufklärung (und Versenkung) zu entkommen.
Uboot- und Torpedofangnetze stellten in Häfen eine Gefahr da.
Sonar und Radar war gegen die K-Verbände ebenfalls effektiv
Zerstörer waren ständig und überall präsent
Schwere See und Unwetter brachten viele Boote zum kentern
Fehlbedienung und Konstruktion
Weiterentwicklungen
Basierend auf den Eigenschaften des Seehunds, die im Einsatz mehr Erfolg versprachen als die teils parallel entwickelten und produzierten Modelle Biber und Molch, wurden Weiterentwicklungen des Typs XXVII konzipiert, von denen jedoch keine mehr produziert wurde.
Grund war dafür der Verlauf des Krieges und der Mangel an Ressourcen (Material, Arbeitskräfte)
K-Verbände nach dem Krieg
Mit der Auflösung der Wehrmacht am 26. August 1946 verschwanden auch die letzten Überbleibsel der K-Verbände der Kriegsmarine. Einige K-Mittel wurden von anderen Armeen übernommen (z.B.: Frankreich, USA). Das Grundkonzept wurde später in modifizierter Form in der Marine der BRD und in der Volksmarine der DDR aufgegriffen.
Die Bundesmarine entwickelte diverse Kleinst-U-Boote, darunter die U-Boot-Klasse 202, mit Einsatzverdrängungen von 60, 100 und 180 t, sowie die Kampfschwimmer und Waffentaucher.
Die Volksmarine gründete die Spezialabteilung der „Kampfschwimmer der NVA“, einen Schnellbootsverband, sowie Kleinst-Torpedoschnellboote der Typen Iltis und Forelle.
Auszeichnungen der K-Verbände
Die Verleihung diente eher der Anspornung als der Würdigung von militärischen Erfolgen. Bis Ende November 1944 fehlte jedoch innerhalb der K-Verbände ein „waffentypisches“ Kampfabzeichen.
Vorüberlegungen, das U-Boot-Kriegsabzeichen zu nutzen, wurden verworfen, da dieses nicht alle K-Verbände (Sprengboote und Kampfschwimmer) abdeckte.
Am 30. November 1944 wurde das Bewährungs- und Kampfabzeichen der K-Mittel eingeführt, um K-Einsätze auszeichnen zu können.
Bei dem Entwurf wurde auf Hakenkreuz und Reichsadler verzichtet und der Sägefisch als Symbol der K-Verbände gewählt. Wieso man sie gegen das HK entschied, ist nicht bekannt.
Besichtigungen von U-Booten in Norddeutschland
U-434 im Hamburger Hafen
U-11 auf Fehmarn
U-995 Laboe
U-10 in Wilhelmshaven
U-2540 in Bremerhaven
Quellen
Marinemuseum Wilhelmshaven
Wikipedia
Bücher
„Im kleinst Uboot“
„Kleinst Uboote“
„Das Kommando der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine“
„Die Seehunde Klein Uboote“
Danksagungen
Marinemuseum Wilhelmshaven
Sascha von BACCUFZ
Steffen Schmitt von O2 Ostsee
Stu Acklam von 11bar.de
Marcus Burzinski
Ralf Nikulski
Su Kopp
Peter Nachtigall

Hallo, im Potts Park bei Porta Westfalica ist ein Seehund ausgestellt….
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Cool, da war ich vor vielen Jahren Mal. Ein paar gibt es hier und da noch zu sehen. Einer bzw zwei sind auch bei Lübeck in privatbesitz.wie auch immer man an U-Boote rankommt. Danke für den Hinweis!
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Habe es noch nicht zu Ende geschaut aber ich kann schon jetzt behaupten… Sehr informativ.
Vielen Dankt dafür.
Nun habe ich auch ein Bild vom Seehund. Hatte vor ein paar Monaten ein Wissenschaftsthriller in der Hand (Buch) die mit so einer Hinterlassenschaft aus einer brenzliche Situation geflohen sind 🙂
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Ist auch ein spannendes Thema
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